Eine charismatische Ausstrahlung muss Steve Jobs schon als 13 Jahre alter Schüler gehabt haben. Oder war es nur seine Frechheit, mit der er auch später immer wieder Gesprächspartner überrumpeln sollte? Der Achtklässler wollte damals für ein Schulprojekt einen Frequenzzähler bauen und benötigte einige Bauteile dafür. Er sprach keinen Geringeren als Bill Hewlett an, den legendären Mitbegründer des Computerkonzerns Hewlett-Packard (HP). Der Silicon-Valley-Pionier stand in den sechziger Jahren noch im Telefonbuch. Der schlaksige Junge schwatzte dem Konzern-Boss nicht nur die benötigten Bauteile ab, sondern ergatterte auch noch einen Ferienjob bei HP.
Er hielt sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf. Dabei war Steve Jobs das Schicksal des erfolgreichsten Unternehmers Amerikas nicht in die Wiege gelegt worden. „Er war ein Junge, der kein Geld hatte“, erinnert sich sein Freund und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak. „Er hatte nichts außer seinem Verstand. Aber er brachte uns Dinge, die zu einer Herausforderung für uns alle wurde.“
Paul Otellini, Chef des Chip-Giganten Intel, sagt, ein wahres Genie erkenne man daran, dass mit dem Wirken jede Person auf dem Planeten erreicht werde. „Steve hat das geschafft, und zwar nicht nur einmal, sondern im Laufe seines erstaunlichen Lebens viele, viele Male.“ Im Unterschied zu Industrie-Titanen wie Bill Gates stammte Steve Jobs nicht aus einem wohlhabenden Elternhaus, sondern aus kleinen Verhältnissen.
Wo stammt Steve Jobs her?
Steve Jobs wurde am 24. Februar 1955 in San Francisco (Kalifornien) geboren. Seine leiblichen Eltern, der syrische Student Abdulfattah John Jandali und seine amerikanische Freundin Joanne Simpson, gaben ihn nach der Geburt zur Adoption frei. Das damals noch unverheiratete Paar, beide waren 23 und studierten an der Universität Wisconsin, konnte sich 1955 nicht vorstellen, ohne eigenes Einkommen für ein Kind zu sorgen.
Eigentlich bestanden die beiden darauf, dass ihr Baby bei einer Akademiker-Familie landen solle. Sie sollte sich darum kümmern, dass der Junge später auch auf die Universität gehen kann. Doch die Wunschfamilie bekam in letzter Minute kalte Füße und sagte die Adoption ab. Das Kind landete bei Paul und Clara Jobs. Steves Adoptionseltern waren einfache Leute, sein Vater Automechaniker, seine Mutter Büroangestellte.
Als Steve fünf Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm von San Francisco nach Mountain View, mitten in das boomende Silicon Valley. In der neuen Nachbarschaft erzählte er einem Mädchen, dass er ein Adoptivkind war, berichtet Buchautor Walter Isaacson in seiner Biografie über Steve Jobs: „Soll das heißen, dass dich deine richtigen Eltern nicht gewollt haben?“, erkundigte sich das Mädchen. „Das traf mich wie ein Blitz“, erinnerte sich Jobs. „Ich weiß noch, wie ich ins Haus rannte und weinte.“ Die Eltern sagten dann: „Wir haben speziell dich ausgesucht.“ Diese Schlüsselszene beschrieb schon früh im Leben des Steve Jobs das Spannungsverhältnis zwischen den Begriffen „Verlassen“, „Auserwählt“ und „Speziell“.
Steve Jobs trifft Steve Wozniak
Wer weiß, wohin der Lebensweg von Steve Jobs geführt hätte, wenn er in der Schule nicht den begeisterten Elektronikbastler Steve Wozniak getroffen hätte, der vier Klassen über ihm war. Trotz des Altersunterschieds fanden die beiden Steves schnell zusammen. „Es kam mir vor, als hätten wir eine Menge gemeinsam“, erinnerte sich Woz später in seiner Autobiografie. „Normalerweise war es für mich ziemlich schwer, anderen die Dinge zu erklären, an denen ich gerade arbeitete, aber Steve hat es sofort kapiert. Ich mochte ihn. Er war ziemlich dünn und drahtig und voller Energie.“
Als Teenager tummelten sich Jobs und sein älterer Freund in der „Phone-Phreaking-Szene“. Hacker wie „Captain Crunch“ hatten mit Hilfe einer Plastikpfeife aus einer Cornflakes-Packung herausgefunden, wie man mit bestimmten Tönen die Systeme des Telefongiganten AT&T manipulieren konnte, um kostenlose Telefonate zu ermöglichen. Die beiden Steves waren elektrisiert.
Steve Jobs und Steve Wozniak knacken das Telefon-System
Woz konstruierte aus billigen Elektronik-Teilen und einem kleinen Lautsprecher ein vollgestopftes Kästchen, mit dem man die Tonfolgen viel präziser und eleganter erzeugen konnte als mit der Spielzeug-Pfeife. „Mit einer Blue Box konnten wir dem System vorgaukeln, wir seien ein Telefon-Computer“, erinnerte sich Steve Jobs später. „Du konntest aus einer Telefonzelle White Planes, New York, anrufen, dann eine Satellitenverbindung nach Europa aufbauen, eine Kabelstrecke in die Türkei legen, nach Los Angeles zurückverbinden. Man konnte eine Verbindung drei, vier Mal um den Globus herum aufbauen und ein Telefon in der Nachbarschaft anrufen. Wenn man etwas in den Hörer rief, kam es 30 Sekunden später auf dem anderen Hörer an.“
Die Manipulation des Telefonsystems war natürlich illegal. Das hinderte Woz und Jobs nicht daran, Blue Boxes zu bauen und im Bekanntenkreis zu verkaufen. „Zwei Teenager konnten damals für hundert Dollar eine Box bauen und damit eine Infrastruktur kontrollieren, die mehrere hundert Milliarden Dollar wert war, nämlich das gesamte Telefonsystem der Welt. Das war magisch.“ Bei der „Blue-Box“-Episode blitzte zum ersten Mal der Geschäftssinn von Steve Jobs auf. Während Woz vor allem seine Geek-Kumpanen beeindrucken wollte, ging es seinem jüngeren Freund auch ums Geldverdienen und die Erkenntnis, dass man mit einem kleinen Einsatz große Wetten gewinnen kann.
„Erfahrungen wie diese zeigten uns, welche Macht eine Idee haben kann“, sagte Jobs viele Jahre später der Santa Clara Valley Historical Association. „Wenn wir keine Blue Boxes gebaut hätten, dann hätten wir auch Apple nie gründet.“ 1972 wollte Jobs unbedingt beim Reed College im benachbarten Bundesstaat Oregon studieren, obwohl ihm klar war, dass sich seine Eltern die Hochschulgebühren nicht leisten konnten. „Alle Ersparnisse meiner Arbeiterklasse-Eltern gingen für meine College-Gebühren drauf“, erinnerte sich Steve Jobs im Juni 2005 anlässlich seiner legendären Eröffnungsansprache für das akademische Jahr an der Stanford University. „Sechs Monate später sah ich keinen Wert mehr darin. Ich hatte überhaupt keine Idee, was ich mit meinem Leben anfangen wollte und konnte mir auch nicht vorstellen, wie das College mir dabei helfen sollte, das herauszufinden.“
Weiterlesen – Teil 2 – Steve Jobs: Die Suche nach dem Sinn des Lebens
Aus meiner Sicht hat Jobs nicht nur viele wegweisende Entscheidungen getroffen sondern auch viele rückwärtsgewandte. Apple als ein geschlossenes System, ein verspiegeltes Lifestyleprodukt zu konzipieren, dass dem User keine eigenen Entscheidungen gönnt ist etwas was Microsoft in den 90gern getan haben könnte. Apple wiederholt die Fehler seines vormaligen Konkurrenten, indem es sich abschottet und sich von seinen treuesten Fans entfernt.
Ich glaube, dass ein Begriff wie „rückwärtsgewandt“ nicht geeignet ist, die Alternative zwischen einer gut abgestimmten Multimedia-Welt, wie sie von Produkten wie iPod, iTunes, iPhone, iPad oder MacOS repräsentiert wird, mit einem offeneren Ansatz wie ihn beispielsweise Google betreibt, zu beschreiben. Es gibt da kein „vorwärts“ oder „rückwärts“, sondern nur unterschiedliche Ansätze. Der eine mag es so, der andere eben anders. Es gibt viele Anwender, die einfach nur möchten, dass ihre Geräte funktionieren. Die werden bei Apple ziemlich gut bedient. Dafür müssen die User (und auch die Anbieter von Apps) in Kauf nehmen, dass in diesem Ökosystem nicht alle Freiheiten gewährt werden. Bei der Diskussion wird auch immer unterschlagen, dass Produkte von Apple insich Alternativen anbieten. So kann man als Besitzer eines Macs den Rechner nicht nur über die polierte grafische Benutzeroberfläche bedienen, sondern als Unix-Computer mit allen üblichen Profi-Werkzeugen. Die iOS-Geräte haben mit Safari (oder verschiedenen Alternativ-Programmen) einen der besten mobilen Browser an Bord, auf dem HTML-5-Programm super laufen. Ich weiß, andieser Stelle kommt dann der Hinweis auf Flash, das ich aber weder auf dem iPhone noch auf dem iPad vermisse.
Klasse Seite Christoph ! Gefällt mir.
Ich empfinde ich mich keineswegs von Apple freier Entscheidungen beraubt. Müßig diese Diskussion zu führen, nur eines lieber Anton… Microsoft… Der Fehler von Microsoft ist und war nicht Abschottung, sondern die bis heute anhaltende Tatsache, nicht in der Lage zu sein, etwas zu produzieren, dass Leute begeistert. Ob Soft- oder Hardware, die haben’s nicht drauf. Third class… wie Steve sehr richtig sagte.
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