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Steve Jobs (10) – Der Kampf gegen den Krebs

Steve Jobs (9) – Megaerfolg mit iPod und iPad

 

Steve Jobs stellt das erste iPad vor (2010)
Steve Jobs stellt das erste iPad vor (2010)

Zur Präsentation des ersten iPhones im Januar 2007 hatte Steve Jobs die ersten Stationen seiner persönlichen Leidensgeschichte schon hinter sich gebracht. Im Oktober 2003 erfuhr er von seiner Krebserkrankung, die er zunächst fast neuen Monate lang ohne die Methoden der klassischen Schulmedizin bekämpfen wollte. Ende Juli 2004 unterzog er sich aber doch einer Operation, bei der ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse entfernt wurde.

Während Jobs dann im Sommer 2007 zum Verkaufsstart des ersten iPhones wieder ziemlich fit aussah, trat er ein Jahr später zur Entwicklerkonferenz WWDC 2008 deutlich abgemagert auf. Anfang 2009 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und unterzog sich einer Lebertransplantation. Er kehrte dann noch zwei Mal auf die Bühne zurück, um das erste iPad und das iPad 2 zu präsentieren.

Es muss ein Triumph für Jobs gewesen sein, dass es Apple unter seiner Führung gelang, die digitale Schiefertafel als neue Gerätekategorie am Markt zu etablieren. Sein alter Widersacher Bill Gates hatte auf Messen wie der CES in den vergangenen zehn Jahren immer wieder Tablet-Computer präsentiert, die aber so kompliziert zu bedienen, teuer und fehlerhaft waren, dass sich kaum Käufer dafür fanden. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt kämpfte Steve Jobs vor dem Stadtrat von Cupertino für eine Baugenehmigung des futuristischen neuen Apple Campus 2, der vom britischen Stararchitekten Norman Foster entworfen wird.

Apple Campus 2 - © Apple Inc. - Foster + Partners
Apple Campus 2

Das Vermächtnis

Mit dem gigantischen kreisrunden Gebäude wird in den kommenden Jahren ein Monument entstehen, wie es das Silicon Valley noch nicht gesehen hat. Doch Steve Jobs ging es nicht nur darum, sein Vermächtnis in Glas, Stahl und Beton für die kommenden Generationen sichtbar zu machen. Das wichtigste „Produkt“, an dem er die vergangenen Jahre gearbeitet hat, ist Apple selbst. Für Freddie Geier, der für Apple in Kalifornien arbeitete und knapp zwei Jahre lang die Geschäfte von Apple Deutschland und Zentraleuropa leitete, war Steve Jobs eine „unendliche Inspirationsquelle, ein Visionär und Genie“. „Er war der Stil-Gott, der Dinge schöner und einfacher machen und Produkten eine Emotion mit auf den Weg geben konnte“. Der Perfektionismus von Jobs sei stets den Produkten zugute gekommen. Er habe es geschafft, unter dem Motto „Think different“ neue Wege einzuschlagen und die Präsentation der geheim gehaltenen Entwicklungen meisterlich zu zelebrieren.

Jobs war selbst klar, dass es im Unternehmen niemanden gibt, der all diese Aufgaben im Alleingang übernehmen kann. Deshalb stellte er in den vergangenen Jahren ein Managementteam zusammen und verteilte die schwere Last der Nachfolge auf mehrere Schultern: Apple-CEO Tim Cook ist verantwortlich, dass das Unternehmen logistisch funktioniert und Geld verdient.

Auf der Trauerfeier für Steve Jobs auf dem Apple-Campus in Cupertino strahlte Cook die Souveränität und Autorität aus, die jetzt viele Apple-Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre von ihm erwarten. Jobs habe ihm gesagt, die Apple-Beschäftigten sollten sich künftig nicht fragen, was Steve wohl getan hätte, sagte Tim Cook. „Macht einfach das Richtige.“ Er habe bei Disney gesehen, wie die Firma nach dem Tod des Gründers Walt Disney in die Krise geraten sei. „Alle haben da gesessen und ihre Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken und zu beraten, was Walt tun würde.“

Die Seele von Apple wird künftig vermutlich vor allem von Jony Ive repräsentiert werden. Der Chef-Designer soll dafür garantieren, dass Apple weiterhin Produkte auf den Markt bringt, die alleine wegen ihres eleganten Aussehens begehrenswert sind. Inzwischen haben sich auch Gerüchte verflüchtigt, der Brite habe Heimweh nach Großbritannien – auch weil er dort seine Zwillingssöhne besser aufgehoben sähe. Sein souveräner Auftritt auf der Trauerfeier, mit dem er sich wohl selbst ein wenig von seinem Übervater Steve Jobs befreite, hat nicht nur die Leute auf dem Campus bewegt.

Jony Ive wird auch zugetraut, das hohe Niveau des Apple-Designs ohne Wutattacken und ätzende Kritik an den Mitarbeitern zu bewahren.

Eine Schlüsselrolle im Führungsteam von Apple wird auch der Software-Experte Scott Forstall einnehmen. Steve Jobs holte ihn schon 1992 von der Stanford University zu NeXT. 1997 folgte Forstall seinem Chef mit zu Apple. Inzwischen ist er für die iOS-Plattform zuständig. „Scott ist ähnlich wie Steve ein begnadetes Genie. Auch er ist in jedes Detail verliebt“, sagt ein ehemaliger Apple-Manager. Doch wie Jobs sei auch Forstall im Umgang oft schwierig und pflege eine katastrophale Kommunikationskultur.

Businessweek Cover
Businessweek Cover

Die Bloomberg Businessweek nannte Forstall den „Zauberlehrling“ und zitierte den ehemaligen Apple-Softwareentwickler Mike Lee: „Ich habe Scott mal als Apples Chef-Arschloch bezeichnet. Ich habe das nicht als Kritik gemeint, sondern als Kompliment.“ In diesem Spannungsfeld wird wiederum Tim Cook die Aufgabe zufallen, die Temperamentsausbrüche von Forstall abzumildern und den jüngeren Vorstandskollegen manchmal zur Räson zu rufen.

Bei der Feinjustage der Aufgaben in der Führungsetage können Cook, Ive, Forstall, aber auch Marketingchef Phil Schiller oder Eddy Cue, der für die iCloud-Produktfamilie bei Apple zuständig ist, auf Hilfe zählen: Ende 2008 warb der schwerkranke Steve Jobs den Management-Professor Joel M. Podolny, Dekan der elitären Yale School of Management, ab, um bei Apple eine hausinterne Universität zu gründen. „Steve sorgte sich um sein Vermächtnis. Die Idee war, das Besondere zu nehmen, was Apple auszeichnet, und ein Forum zu schaffen, das diese DNA an künftige Generationen von Apple-Angestellten vermitteln kann“, sagte ein Mitarbeiter der „Los Angeles Times“. Podolny hatte immerhin knapp drei Jahre Zeit, um Steve Jobs aus unmittelbarer Nähe zu erleben.

Ob und wie es ihm gelingen wird, die Erfolgsformel des Steve Jobs an die künftigen Manager-Generationen von Apple zu übertragen, wird sich noch herausstellen. „Es gibt eine Menge großartiger Firmen“, schrieb Podolny zum Abschied an seine Yale-Studenten. „Ich kann mir aber kein Unternehmen vorstellen, das eine so unglaubliche persönliche Bedeutung für mich gehabt hat wie Apple.“ Steve Jobs hat seinen Nachfolgern mit auf den Weg gegeben, sich auf ihr eigenes Gespür zu verlassen und nicht auf die Marktforschung. Er zitierte Henry Ford, der gesagt haben soll: „Hätte ich meine Kunden gefragt, was sie haben wollen, hätten sie mir geantwortet: ‚Ein schnelleres Pferd!’“ Die Leute wüssten gar nicht, was sie wollen, bis man es ihnen zeigt. „Unsere Aufgabe ist es, Dinge zu lesen, die noch gar nicht geschrieben sind.“

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