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Ron Wayne – Der dritte Apple-Gründer

Ron Wayne? Wer soll das sein? Wenn man von den Gründern von Apple spricht, denkt man zuerst an Steve Jobs und Steve Wozniak. Jobs, der weitsichtige Business-Stratege und „Woz“, der geniale Tüftler. Tatsächlich wurde die Firma Apple Computer Company von drei Männern gegründet: „Mr. Stephen G. Wozinak, Mr. Steven P. Jobs und Mr. Ronald G. Wayne“, so steht es auch im Gründungsvertrag der Firma vom 1. April 1976 .

Unterschriften unter dem Gründungsvertrag von Apple vom 1. April 1976
Unterschriften unter dem Gründungsvertrag von Apple vom 1. April 1976

Ron Wayne arbeitete vor der Gründung von Apple Computer bei Atari und traf dort Steve Jobs, der an der Entwicklung neuer Spiele beteiligt war. Über Jobs wurde Wayne auf Steve Wozniak aufmerksam, der als brillanter Hardware-Designer und Ingenieur den ersten brauchbaren Personal Computer entwickelt hatte, der als Apple I in die Technikgeschichte eingehen sollte.

Es stellte sich aber auch schnell heraus, dass die beiden Steves sehr unterschiedliche Ziele verfolgten: Steve Wozniak wollten mit seinen genialen Entwicklungsschritten vor allem die Jungs im Homebrew Computer Club beeindrucken und hatte kein ernsthaftes Interesse daran, daraus ein großes Geschäft zu machen. Steve Jobs dagegen erkannte schnell das Business-Potential. Ein Rechner wie der Apple I könnte die Dominanz der Großrechner von Firmen wie IBM brechen und den Personal Computer zum Massenprodukt machen.

Allerdings war Jobs nicht richtig in der Lage, seine Interessen mit „Woz“ abzugleichen. Deshalb baute er auf Ron Wayne und bot ihm vor diesem Hintergrund auch eine Minderheitsbeteiligung bei der Gründung von Apple Computer am 1. April 1976 an. Wayne war mit 10 Prozent an der Firma beteiligt, Jobs und Wozniak hielten jeweils 45 Prozent. Ron Wayne sollte das Zünglein an der Waage spielen, wenn sich die beiden Hauptakteure in die Haare bekommen. „Wir beide vertrauten ihm so sehr, dass er alle Konflikte, die wir haben, lösen würde“, sagte Steve Jobs.

Doch es dauerte nicht lange, da bekam Apple-Mitbegründer Wayne kalte Füße: „Ich war quasi der Erwachsene in dem Raum. Ich war in meinen 40ern, diese Kid waren um die 20. Dann etwa anderthalb Wochen später, als ich Zeit zum Nachdenken hatte., tat ich das, was die meisten Leute für absolut verrückt hielten. Ich ließ meinen Namen aus dem Vertrag streichen.“

Der erste Großauftrag für Apple: The Byte Shop

Wayne machte sich vor allem Sorgen um die finanziellen Verpflichtungen, die mit dem ersten größeren Auftrag für Apple Computer verbunden waren. Jobs war gerade dabei, mit ersten Kunden wie „The Byte Shop“ Lieferverträge über den „Apple I“ abzuschließen. Die Bauteile dafür er auf Pump besorgen.

„Ich hatte sehr gute Gründe, meinen Namen aus dem Vertrag zu streichen“, sagte Wayne rückblickend im Jahr 2016 in einem TV-Interview. „Es ging vor allem darum, dass wir eine Firma gegründet hatten. Und wenn wir scheitern sollten, hätten Jobs und Woz keine zwei Nickel in der Tasche gehabt. Wer wäre übrig geblieben, um zu haften? Nun, ich hatte ein Haus und ein Auto und auch ein Bankkonto. Ich war greifbar. Ich war also finanziell verwundbar. Aber ich wollte auch mein eigener Herr sein. Mir war auch klar, dass ich im Schatten von zwei Riesen stand. Ich hätte nie ein eigenes Projekt bekommen. Mit gefiel der Gedanke nicht, die nächsten 20 Jahre im Büro hinter Papierstapeln zu verbringen. Das war ein weiterer Grund, dort auszusteigen.“

Sein Mitbegründer Steve Wozniak konnte diesen Schritt nicht nachvollziehen. „Ich weiß nicht, warum Ron aufgab. Er verkaufte seine Aktien und stieg aus. Er mag gute Gründe gehabt haben. Er stieg aus und war glücklich damit. Er konnte das große Ganze nicht sehen. Aber das konnte man damals kaum absehen. Es gab nur den Apple I.“

Auf Verständnis bei Steve Jobs konnte Wayne nicht zählen. Jobs schilderte den Vorgang so: „Er entschied, dass er wirklich lieber einen Videorekorder oder so etwas haben wollte. Also verkaufte er uns 10 Prozent an uns für achthundert Dollar zurück.“

Ron Wayne im Interview mit Jules Pochy und Jérôme Schmidt (2016)

Vorbehalte gab es aber auch in entgegengesetzter Richtung: „Ich wusste auch nicht, ob Jobs die Art von Persönlichkeit war, für die ich arbeiten wollte“, sagte Wayne in dem ARTE-Interview (2016). „Er war halt wie er war. Er wusste genau, was er tun wollte. Und dabei kam man ihm besser nicht in die Quere. Man würde nut mit einem Fußabdruck auf der Stirn enden. Jobs hatte einen sehr aggressiven Charakter. Und wenn du die Wahl hättest, zwischen Steve Jobs und einem Eiswürfel, um die aufzuwärmen, würdest Du Dich an den Eiswürfel schmiegen. Aber nur so konnte er erreichen, was er mit Apple erreicht hatte. Apple war Steve Jobs.“

Wayne bereute also nicht, so früh bei Apple ausgestiegen zu sein: „Diese Kids waren wilde Teufelskerle, also ob man einen Tiger am Schwanz halten muss. Wenn ich bei Apple geblieben wäre, hätte es mich schnell erwischt. Ich wäre dann nur der reichste Mann auf dem Friedhof gewesen.

Eine Sache im Leben bereut Wayne dann aber doch. Mitte der neunziger Jahre sah er in einem Magazin die Anzeige einer Firme, die mit Autogrammen und Unterschriften handelte. Er erinnerte sich damals an den alten Apple-Vertrag, der in einem Schrank rumlag und nur Staub sammelte. Letztlich verkaufte er das historische Dokument für 500 Dollar an den Autogramm-Händler.

Jahre späte sah Wayne dann im Fernsehen, wie sein alter Vertrag für fast 1,6 Millionen Dollar beim Autionshaus Sotheby’s unter den Hammer kam.

„Dieser Vorgang tut mir leid. Aber was soll ich sagen. Es ist die Geschichte meines Lebens, richtig. Ein Tag zu spät dran und einen Dollar zu wenig in der Tasche.“

Ron Wayne hat in der Geschichte von Apple auch nach seinem Ausstieg als Gesellschafter Spuren hinterlassen. Die erste Spur sollte schnell wieder beseitigt werden, denn Steve Jobs gefiel das erste Logo der jungen Firma nicht, das Wayne gestaltet hatte. „Im diesem Logo, das sie mich entwerfen ließen, habe ich Wozniaks Skurrilität eingefangen. Das Logo mit Newton in diesem gotischen Rahmen mit dem Band und der Aufschrift ‚Apple Computer Company‘ war natürlich ein Design des 19. Jahrhunderts, nicht des 20 Jahrhunderts. Das war mir schon klar.“

Die zweite Spur war dann schon tiefer: Jobs fragte Wayne, ob er nicht ein Gehäuse für den Apple II entwerfen könne. Zwar wurde sein Entwurf nie verwendet. Apple übernahm aber das gestalterische Grundprinzip.

Entwurf für eine Gehäuse des Apple II von Ron Wayne.

Wayne amüsiert bis heute der Gedanke, dass er die ganze spätere Arbeit von beeinflusst haben könne. „Ein typischer Computer heutzutage besteht aus einem Tower und einer Platine, die vertikal untergebracht ist. Die Tastatur und Bildschirm sind separat. Bei meinem Design für den Apple II, hatte ich ein horizontales Design mit einer waagrecht montierten Platine. Die Tastatur war im Gehäuse integriert. Der Monitor stand oben drauf., als eine Einheit. Diesen Aufbau verwendeten sie für alle zukünftigen Modelle, den Macintosh und den Lisa und so weiter. Alle waren so aufgebaut. Diese Form war unter modernen Computern einzigartig.“

Der Apple II in der Werbung

ARTE-Interview mit Ron Wayne:

Apples dritter Mann

ARTE-Video hier klicken

Auch die britische BBC hat sich mit Ron Wayne beschäftigt.

BBC-Doku:

Und hier noch ein Video, wie Apple-Mitbegründer Steve Wozniak die Sache mit Ron Wayne gesehen hat:

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