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Apple Lisa: Legendäre Computerneuheit und gigantischer Flop

Apple Lisa (1983) gilt als der erste relevante Computer für den Massenmarkt, der über eine grafische Bedienoberfläche verfügte. Noch vor dem Macintosh versuchte Apple mit Lisa, das revolutionäre GUI-Konzept aus dem legendären Forschungszentrum Xerox PARC umzusetzen. Und obwohl Apple im Vergleich zum Xerox Alto, der nur in niedrigen Stückzahlen verkauft wurde, vieles richtig gemacht hat, geriet auch Apple Lisa zu einem Flop, der fast das damals noch sehr junge Unternehmen Apple Computer Inc. in den Abgrund gerissen hätte.

1983: Apple Lisa
1983: Apple Lisa

Manchmal fällt der dritte Schritt viel schwerer als die beiden ersten. So erging es zumindest Anfang der 80er Jahre dem damals noch sehr jungen Start-up Apple Computer. Den ersten halbwegs brauchbaren Heimcomputer, den Apple I, hatte Mitbegründer Steve Wozniak schon 1976 entwickelt.

Mit dem Apple II wurde das Unternehmen dann aus dem Stand aus der Garage der Eltern von Steve Jobs heraus auch kommerziell erfolgreich. Die Verkaufszahlen stiegen rasant: von 2500 Geräten im Jahr 1977 auf 210 000 im Jahr 1981. Einen Nachfolger für den ersten Megaerfolg von Apple zu finden, erwies sich jedoch als große Herausforderung. Erst am 19. Januar 1983, vor 35 Jahren, konnte Steve Jobs den Rechner Lisa ankündigen. Lisa sollte den Erfolg des Apple II fortschreiben. Doch es kam dann ganz anders.

Zunächst hatte Steve Jobs auf die Entwicklung eines Apple III gesetzt, der sich vom Vorgängermodell Apple II gar nicht so sehr unterscheiden sollte. 80 statt 40 Zeichen pro Bildschirmzeile, mehr Speicher, kleinere Verbesserungen im Detail, aber kein großer Wurf. Es zeichnete sich dann schnell ab, dass dieser mit Tastatureingaben gesteuerte Computer die PC-Revolution nicht wirklich vorantreiben konnte.

Der Meinungsumschwung bei Steve Jobs wurde vor allem durch mehrere Besuche 1979 im legendären kalifornischen Forschungszentrum Xerox PARC im benachbarten Palo Alto ausgelöst: „Ich war total geblendet von dem ersten Ding, das sie mir zeigten: die grafische Bedienoberfläche. Ich dachte, das ist das beste Ding, was mir je in meinem Leben unter die Augen gekommen ist“, sagte Jobs 1995 in einem TV-Interview.

Im Xerox PARC hatte Jobs quasi die Erleuchtung gesehen. Nun wollte er auch bei Apple einen Computer bauen, der kinderleicht mit einer Maus zu bedienen war. Den Eintritt in das Forschungszentrum hatte sich Apple durch einen Aktiendeal erkauft: Xerox durfte noch vor dem Börsengang von Apple 100 000 Aktien des Start-up-Unternehmens für den Schnäppchenpreis von einer Millionen Dollar kaufen. Den Xerox-Managern dämmerte allerdings erst zehn Jahre später, dass sie Apple das geistige Eigentum ihrer Forscher im PARC für ein Taschengeld auf dem Silbertablett serviert hatten. Eine Schadenersatzklage gegen Apple hatte dann aber vor Gericht keinen Erfolg.

Nach dem PARC-Besuch arbeiteten Jobs und viele der Lisa-Ingenieure, darunter Bill Atkinson, daran, die Ideen der Benutzeroberfläche von PARC in die Lisa zu integrieren. Atkinson entwickelte die QuickDraw-Grafikbibliothek für die Lisa und arbeitete zusammen mit Larry Tesler, der PARC verließ, um zu Apple zu wechseln, an der Entwicklung der Benutzeroberfläche der Lisa. Tesler schuf eine objektorientierte Variante von Pascal, „Clascal“ genannt, die für die Lisa-Toolkit-Programmierschnittstellen verwendet wurde. Später wurde Clascal durch die Zusammenarbeit mit dem Pascal-Schöpfer Niklaus Wirth zum offiziellen Object Pascal weiterentwickelt.

Durch eine Umstrukturierung des Unternehmens im Jahr 1982 hatte Jobs jedoch keinen direkten Einfluss mehr auf das Lisa-Projekt, das anschließend von John Couch geleitet wurde.

Führungskräfte in der Lisa-Entwicklungsgruppe. Von links nach rechts: Wayne Rosing (Hardware, später die gesamte Lisa-Entwicklung), Larry Tesler (Anwendungssoftware und Bibliotheken, Entwurf der Benutzeroberfläche und Tests), Bruce Daniels (Software, Systemarchitektur). Foto von John Blaustein. Scan von Seite 97 des Personal Computing Magazine, März 1983, Computer History Museum #102661078.

Einige Jahre lang konkurrierten die Lisa- und Macintosh-Teams intern miteinander, obwohl es auch eine Zusammenarbeit gab. Bill Atkinsons QuickDraw-Grafiken wurden Teil des Macintosh, und Atkinson trug somit zu beiden Projekten bei. Der Software-Manager der Lisa, Bruce Daniels, verließ das Lisa-Projekt, um eine Zeit lang am Macintosh zu arbeiten, was die Ausrichtung des Macs auf die grafische Benutzeroberfläche der Lisa stark beeinflusste. Larry Teslers Arbeit an den objektorientierten Lisa-Toolkit-Anwendungsframeworks sollte sich später zu den MacApp-Frameworks weiterentwickeln, die Object Pascal verwendeten. Owen Densmore, der bei Xerox tätig war, arbeitete sowohl beim Lisa als auch beim Macintosh an der Drucktechnik.

Apple unternahm mit Lisa den ersten Versuch, die grafische Bedienoberfläche auf dem Massenmarkt einzuführen. In Anzeigen wurde der Rechner als «Maserati für Ihr Gehirn» beworben.

„Lisa war der erste kommerziell vertriebene Computer, der über eine Maus und die für uns heute selbstverständliche Benutzeroberfläche mit Fenstern und Symbolen verfügte“, sagt Andreas Stolte von Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn. „Zuvor mussten die Nutzer komplizierte Befehlszeilen eintippen, um den Computer auf Trab zu halten. So vereinfachte der nach Jobs Tochter benannte Computer die Bedienung enorm.“

Apple wollte die Kunden mit sieben Büro- und Grafikprogrammen und dem damals beachtlichen Arbeitsspeicher von einem Megabyte für Lisa gewinnen. Allerdings war der Preis viel zu hoch, um die vielen Interessenten in Scharen tatsächlich zum Kauf zu bewegen. In den USA kostete das Standardmodell der Lisa mit 68000er von Motorola (5 MHz!), 1 MByte RAM und zwei FileWare-Floppies (5 1/4 Zoll) mindestens 10.000 US-Dollar. knapp 10 000 Dollar, in Deutschland waren das rund 30 000 DM. Nicht einmal 30 000 Stück wurden verkauft.

Aber nicht nur der hohe Preis behinderte den Erfolg der Lisa, es gab auch noch andere erhebliche Probleme. Das ausgeklügelte Betriebssystem der Lisa, das die gleichzeitige Ausführung mehrerer Programme („Multitasking“) ermöglichte, war selbst für den 68000er-Prozessor zu leistungshungrig und lief daher nur schleppend. Die Lisa wurde mit einer Reihe von Anwendungen, einschließlich Textverarbeitung und Diagrammen, ausgeliefert, was Drittentwickler davon abhielt, ihre eigene Software für das System zu schreiben. Die ursprüngliche Lisa wurde mit einem Diskettenlaufwerk („Twiggy“) ausgeliefert, das sich als unzuverlässig erwies.

Im April 1985 zog Apple die Reißleine und stoppte die Produktion. Unverkäufliche 2 700 Exemplare wurden heimlich auf einer Müllkippe in Utah vergraben. Das Prinzip der grafischen Bedienoberfläche landete aber nicht auf dem Müll der Computer-Geschichte, sondern setzte sich auf breiter Fläche durch. Im Januar 1984 brachte Apple dann den ersten Macintosh auf den Markt, der nicht so teuer wie Lisa war und sich nach einer schwierigen Startphase dann besser verkaufte. Im November 1985 lieferte Microsoft eine erste Version von Windows ebenfalls mit grafischer Benutzeroberfläche aus.

Die ersten kommerziellen Erfolge der Ära nach dem Apple II erlebte Steve Jobs aber nicht mehr in dem von ihm mitbegründeten Unternehmen. Im September 1985 wurde er in einem regelrechten Showdown mit dem damaligen Apple-CEO John Sculley vom Aufsichtsrat dazu gedrängt, die Firma zu verlassen. Erst im Dezember 1996 kehrte Steve Jobs dann als Retter wieder zu Apple zurück, nachdem sich das Unternehmen zuvor durch eine Serie von Fehlentscheidungen in eine Nische manövriert hatte.

Trotz des Misserfolgs der Lisa auf dem Markt nimmt sie in der Geschichte der grafischen Benutzeroberfläche und der PCs im Allgemeinen einen wichtigen Platz ein, da sie der erste GUI-basierte Computer war, der von einem PC-Hersteller vermarktet wurde. Obwohl der Xerox Star 8010 1981 vor der Lisa auf den Markt kam, konkurrierte der Star mit anderen Workstations von Apollo und Sun. Vielleicht noch wichtiger ist, dass der Apple Macintosh ohne die Lisa und die von PARC inspirierte grafische Benutzeroberfläche nicht auf der grafischen Benutzeroberfläche basiert hätte. Beide Computer teilten Schlüsseltechnologien wie die Maus und die QuickDraw-Grafikbibliothek. Die Lisa war ein wichtiges Sprungbrett zum Macintosh und ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der grafischen Benutzeroberflächen und der Personal Computer im Allgemeinen.

Quellen:

(1) Eigene Recherchen

(2) Wikipedia-Autoren: Apple Lisa. In Wikipedia, The Free Encyclopedia. abgerufen am 20. Januar 2023, https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Apple_Lisa&oldid=1134712080

(3) Andy Hertzfeld: https://www.folklore.org/StoryView.py?project=Macintosh&story=Bicycle.txt

(4) Roderick Perkins, Dan Smith Keller und Frank Ludolph: „Inventing the Lisa User Interface“, Interactions 4, Nr. 1 (Januar 1, 1997): 40–53, https://doi.org/10.1145/242388.242405. 

(5) David Craig: The Legacy of the Apple Lisa Personal Computer: An Outsider’s View https://www.callapple.org/modern-apple-computing/the-legacy-of-the-apple-lisa-personal-computer-an-outsiders-view/

(6) John Scull und Hansen Hsu: „The Killer App That Saved the Macintosh“, IEEE Annals of the History of Computing 41, no. 3 (July 2019): 42–52, https://doi.org/10.1109/MAHC.2019.2918094

(7) Hansen Hsu: THE LISA: APPLE’S MOST INFLUENTIAL FAILURE; https://computerhistory.org/blog/the-lisa-apples-most-influential-failure/

(8) Owen Linzmayer: Apple Confidential 2.0: The Definitive History of the World’s Most Colorful Company, Rev. 2nd ed. (San Francisco, CA: No Starch Press, 2004), 79-80.

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2 Kommentare

  1. […] En 1983, Apple lanzó Lisa, una de las primeras computadoras personales que podía manejarse usando un entorno gráfico o interfaz de usuario. A pesar de las innovaciones que presentaba, el producto fue un fracaso, principalmente debido a su precio de 10,000 dólares estadounidenses y una serie de problemas. […]

  2. […] En 1983, Apple lanzó Lisa, una de las primeras computadoras personales que podía manejarse usando un entorno gráfico o interfaz de usuario. A pesar de las innovaciones que presentaba, el producto fue un fracaso, principalmente debido a su precio de 10,000 dólares estadounidenses y una serie de problemas. […]

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